Er war ein herausragender Vertreter des Frühabsulotismus. Mit bemerkenswertem Erfolg bemühte sich der hochintelligente, vielseitig gebildete und interessierte, rastlos tätige, freilich auch cholerische und selbstherrliche Fürst um die wirtschaftliche Hebung seiner Herrschaftsgebiete. Gewerbe, Handel, Kunst und Wissenschaft förderte er gleichermaßen. (Paul Sauer 2003, 7)
Herzog Friedrich I. war von 1581 - 1593 Graf zu Mömpelgard. Mömpelgard, das heutige Montbéliard in Frankreich, gehörte zusammen mit Reichenweier und Horburg als linksrheinische Besitzungen zum Herzogtum Württemberg. Als der damals amtierende Herzog Ludwig in Stuttgart kinderlos verstorben war, man schreibt dies unter anderem auch seiner Trinkfreudigkeit zu, wurde Friedrich aus der Mömpelgarder Seitenlinie sein legitimer Nachfolger. Er und seine Frau Sibylla bewahrten das Haus Württemberg davor, ohne Nachfahren zu bleiben und damit dem Kaiser in die Hände zu fallen. Denn seit Herzog Ulrich, dem "beisen Utz" und Onkel Herzog Friedrichs, bestand eine Afterlehenschaft. Wenn keine männlichen Nachfahren folgen würden, dann würde das Herzogtum dem Kaiser zufallen. Sybilla gebar ihrem Gemahl 15 Kinder und damit war das Haus Württemberg dem Zugriff Österreichs entzogen. Allerdings erst nachdem die nicht unerhebliche Summer von 200.000 Gulden zum Freikauf bezahlt wurde. Von 1593 bis 1608 regierte Herzog Friedrich I. in Stuttgart als mehr oder weniger geliebter Fürst. Aufgrund seines hin und wieder zur Herrschsucht neigendem Wesens, seines üppigen Lebensstils, der Stuttgarter Hof war zu damaliger Zeit für seine Feste bekannt, hielt sich die Beliebtheit des Fürsten im Volke und bei den Landesständen in Grenzen. Der gemeine Schwabe hatte wohl kaum Verständnis für das welsche (französische) und damit verschwenderische Gehabe am herzoglichen Hof. Die Landesstände, eine Art vordemokratische Einrichtung mit Mitspracherecht in Haushalt und Regierungsfragen, richteten an Herzog Friedrich nicht nur einmal Bittschriften, die ihn zu mehr Genügsamkeit mahnten.
"Solches alles kostet das Jahr über ein groß Geld. Dagegen ist nicht zu zweifeln, wenn die Hofhaltung enger gezogen, die Alchimisten und fremde Künstler und unnötige Diener abgeschafft, daß hierdurch treffliches erspart werde." 1)
Dabei waren die französischen Sitten durchaus üblich zu jener Zeit und eine prächtige Hofhaltung hatte ihren Preis. Außerdem war Friedrich ja selbst ein halber Franzose und zudem noch ein guter alter Freund der französischen Krone. Erst nach dem Tod Friedrichs wurde sein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Wirken in vollem Umfang erkannt und gewürdigt. Heinrich Schickhardt, sein herzoglicher Baumeister, soll sinngemäß nach seinem Tod gesagt haben: "Er war ein guter Fürst, aber ich hatte arg viel Müh' mit ihm".
"Von der Parteien Haß und Gunst verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte". 2)
Man würde dem Wirken Herzog Friedrichs I. allerdings nicht gerecht, blieben seine vielfachen Leistungen für sein Herzogtum in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht unerwähnt. Er verbesserte den Handel und die Handelswege in Württemberg, indem er die Schiffbarmachung des Neckars vorantrieb. Als Förderer des Abbaus von Bodenschätzen unterstützte er den Bergbau, unter anderem auch den Bergbau im Christophstal bei Freudenstadt. Weinanbau und Handel florierten während seiner Regentschaft, die Milchwirtschaft ebenso die Gewinnung von Salz in sogenannten Salinen erfuhren einen Aufschwung. Ganz im Zeichen des Zeitalters des Merkantilismus stand sein Denken und Handeln mit der Förderung der Wirtschaftskraft seines Herzogtums.
Sein politisches Gewicht war im Zeitalter der beiden Prinzipien zwischen altem katholischem und neuem protestantischen Glauben nicht unbedeutend. Als guter alter Freund der französischen Krone und des französischen Königs Heinrich IV. wirkte er an der Seite der protestantischen Union, einem Zusammenschluß protestantischer Fürsten und protestantischer Städte. Sein Reich fungierte als Zwischenreich zwischen dem weltumspannenden spanischen Reich und dessen Widersacher Frankreich.
Herzog Friedrich I. wurde, und das ist bemerkenswert, im heutigen Frankreich geboren. Denn Teile des südlichen Elsass gehörten damals vom 13. bis zum 18. Jahrhundert zu Württemberg. Er entstammte als Sohn des Grafen Georg zu Mömpelgard einer Seitenlinie des württembergischen Hauses. Graf Georg war Bruder des Herzog Ulrich, der in Stuttgart regierte. Dessen Sohn, Herzog Christoph, Friedrich's Onkel, hatte seinerseits einen Thronnachfolger, seinen Sohn Ludwig. Der aber war kinderlos geblieben und so wurde Friedrich nach Stuttgart gerufen.
Seine Gemahlin Sibylla von Anhalt, die er bei Erlangung seiner Volljährigkeit von damals 24 Jahren im Jahre 1581 ehelichte, schenkte ihrem Gatten fünfzehn Kinder, zehn davon erreichten das Erwachsenenalter. Das Haus Württemberg war damit in seinem Bestand gesichtert. Sybilla von Anhalt ist somit die Urmutter aller Nachfahren am württembergischen Hof.
Der Zusammenhang zwischen Freudenstadt und Herzog Friedrich I. ist leicht hergestellt, denn ohne den Herzog gäbe es die neue Stadt ob Sankt Christophstal gar nicht. Er ließ sie im Jahre 1599 von Heinrich Schickhardt seinem Baumeister und Architekten erbauen. Sowohl rein praktische als auch politische Überlegungen veranlaßten Herzog Friedrich I. hier an dieser Stelle mitten im förchtigen Wald seine Freudenstadt erbauen zu lassen. Der Schwabenweg war ein mittelalterlicher Handelsweg und verband den Nord von der Champagne mit dem Süden bishin zum Balkan. Dieser Weg führte an Freudenstadt vorbei. Er dachte mit dem Bau dieser Stadt größer und wollte gar eine neue Residenz seines Herzogtums errichten. Mitten im Zentrum der neuen Stadt war ein Schloß vorgesehen. Größer als die Stuttgarter Residenz, das Alte Stuttgarter Schloß.
Die Stadt wurde zur Freude der Neubürger errichtet und was dann folgte war eine Erfolgsgeschichte...
Erfahren Sie mehr beim Gang mit dem Herzog durch "seine" Freudenstadt!
Quellenangabe:
1)Planstadt, Kurstadt, Freudenstadt, Tourismusstadt, Chronik einer Tourismusstadt, Gerhard Hertel, Seite 22
2)Planstadt, Kurstadt, Freudenstadt, Tourismusstadt, Chronik einer Tourismusstadt, Gerhard Hertel, Seite 20
Linkliste zum Thema:
Herzog Friedrich I. auf wikipedia
Das Herzogtum Württemberg - wikipedia